Berliner Energietage
Transformation: So wirken angewandte Energieforschung und neue Programme der Innovationsförderung
Wie wichtig das Zusammenspiel verschiedener Förderinstrumente auf dem Weg zur Klimaneutralität ist, hat die Podiumsveranstaltung „Forschung und Innovation als Grundlage der Transformation“ auf den Berliner Energietagen gezeigt.
Um die Transformation zur Klimaneutralität zu schaffen, braucht es einen Instrumentenmix aus politischer Rahmensetzung, CO2-Bepreisung und gezielter staatlicher Förderung. Darin waren sich die Teilnehmenden der Podiumsveranstaltung „Forschung und Innovation als Grundlage der Transformation“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE), die am 27. Mai im Rahmen der Berliner Energietage im Ludwig Erhard Haus stattfand, einig.

Global betrachtet steht Deutschland bei dieser Transformation in einem beschleunigten Wettbewerb um die besten Klimatechnologien, sagte Dr. Wiebke Lüke, Unternehmerin und Mitglied des Beirats zum 8. Energieforschungsprogramm (EFP) des BMWE. Dies spiele zunehmend auch industriepolitisch eine wichtige Rolle, da es darum gehe, den Standort Deutschland konkurrenzfähig zu halten. „Die angewandte Energieforschung ist so wichtig, weil sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette wirkt“, so Lüke.
Das EFP - ein lernendes Programm
Dr. Rodoula Tryfonidou griff den Gedanken Lükes auf und machte deutlich, dass es in der angewandten Energieforschung darum gehe, zielgerichtete und transferorientierte Förderansätze zu entwickeln. „Das 8. EFP nimmt daher nach dem Prinzip eines lernenden Programms Impulse aus Forschung und Praxis auf und sucht die Verzahnung mit industriepolitischen Instrumenten“, sagte die Leiterin des Referats Energieforschung – Grundsatzfragen und Strategie im BMWE.

Ein solches Instrument sind die Klimaschutzverträge, welche die industrieskalige Realisierung von Innovationsvorhaben fördern und sich in erster Linie an Unternehmen der energieintensiven Grundstoffindustrien richten. Das Förderprogramm, das nach dem Modell der Differenzverträge ausgestaltet ist, bietet seinen Zuwendungsempfängern die Möglichkeit, transformative Produktionsverfahren zu implementieren, die sich ohne staatliche Absicherung der damit verbundenen Preisrisiken noch nicht rechnen würden.
Ohne verlässliche Rahmenbedingungen geht es nicht
Dass die KSV das richtige Instrument sind, um klimaneutrale Produktionsprozesse in die breite Anwendung zu bringen, davon zeigte sich Prof. Dr. Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), überzeugt. Denn der CO2-Preis allein reiche nicht aus, um die dringend notwendige Transformation im Bereich der Grundstoffindustrie im großen Maßstab in Gang zu bringen. „In dieser Markteinführungsphase wird der Staat dringend benötigt, da das Hochskalieren noch sehr teuer ist“, so der Ökonom. Insofern böten die KSV die Chance, die Energiewende im Bereich der Grundstoffindustrie deutlich zu beschleunigen.
Ob es um die Umsetzung der Klimaziele, den Innovationsstandort oder die Wettbewerbsfähigkeit geht: Voraussetzung dafür seien verlässliche politische Rahmenbedingungen, zog Dr. Britta Buchholz eine Bilanz. „Die Energietechnik der Zukunft muss ja jemand bauen. Und das macht nur jemand, der sicher ist, dass die Rahmenbedingungen auch über einen Regierungswechsel hinweg bestehen bleiben“, so die Vorsitzende des Beirats zum EFP im BMWE.