Projekt Akzept
Wann Geld Bürger motiviert, die Energiewende zu unterstützen
Motivationsfaktor Geld: Ob Bürgerinnen und Bürger die Energiewende stärker unterstützen, wenn sie finanziell davon profitieren, hat das Forschungsteam des Projekts Akzept unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe untersucht.
Hintergrund des Vorhabens ist, dass viele Bürgerinnen und Bürger zwar die Energiewende an sich unterstützen, den konkreten Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort in Form von Windparks und Stromleitungen jedoch mit Skepsis sehen. Im Zuge dieser nachlassenden Akzeptanz warf das Wissenschaftsteam die Frage auf, inwieweit BürgerInnen lokalen Projekten häufiger zustimmen, wenn sie finanziell daran beteiligt sind. Klar ist nämlich: Damit die Energiewende gelingt und Deutschland seine Energie- und Klimaziele erreicht, muss der Ausbau schneller gehen.
Vielfältige Formen von Akzeptanz erforscht
Im Rahmen des Vorhabens analysierten die Fachleute zum Beispiel, welche Rolle es spielt, wenn BürgerInnen Mitglied in einer Energiegenossenschaft sind, an Windparks oder Windenergiefonds beteiligt sind oder selbst Ökostrom erzeugen, etwa mittels Solaranlage auf dem Dach. Dabei unterschied das Forschungsteam verschiedene Formen von Zustimmung: eine generelle Akzeptanz der Energiewende, eine passive Akzeptanz von negativen Wirkungen, etwa von höheren Energiekosten, eine lokale Akzeptanz von Wind- und Solarkraftparks in der Nähe von Wohnsiedlungen sowie eine aktive Unterstützung der Energiewende, beispielsweise energiesparendes Verhalten im Alltag oder Teilnahme an Bürgerinitiativen. Auf Basis der in Befragungen und Workshops gesammelten Informationen analysierten die Fachleute, welche monetären Ausgestaltungselemente der Energiewende BürgerInnen mehr und welche sie weniger bevorzugen.
Das Projektteam kam zu dem Ergebnis: Finanzielle Beteiligung und Akzeptanz hängen zusammen. Wer wirtschaftlich von der Energiewende profitiert, stimmt ihr nicht nur häufiger zu, sondern ist auch öfter bereit, höhere Strompreise zu bezahlen, akzeptiert Photovoltaik-Anlagen, auch wenn an diesen kein Anteil gehalten wird sowie Windparks, wenn an diesen ein Anteil gehalten wird.
Darüber hinaus konnte das Team feststellen, dass finanziell beteiligte BürgerInnen die Energiewende stärker aktiv unterstützen, etwa indem sie sich bei Initiativen engagieren und Grünstrom beziehen. Ein weiteres Ergebnis ist, dass stromsparendes Verhalten nicht mit finanzieller Beteiligung korreliert und auch nicht als Maßnahme zur Unterstützung der Energiewende priorisiert wird. „Das bedeutet, dass das Engagement der Befragten noch nicht so weit geht, aktiv Energie zu sparen und insgesamt weniger Strom zu verbrauchen“, erklärt Projektleiterin Dr. Barbara Breitschopf vom Fraunhofer ISI.
Welche Gründe es gibt, warum BürgerInnen nicht wirtschaftlich von der Energiewende profitieren möchten oder können, wollte das Projektteam ebenfalls wissen. Als wichtigste Argumente, sich nicht finanziell zu beteiligen, gaben die Befragten hohe Investitionskosten, fehlende Information und Interessen an.
Bürgern Teilhabe auf einfache Weise ermöglichen
Als wichtige Erkenntnis hält Wissenschaftlerin Dr. Uta Burghard fest: „Auch bei leicht negativen Auswirkungen für den Einzelnen ließe sich die Zustimmung zur Energiewende ganz einfach erhöhen, wenn die BürgerInnen an greifbaren Projekten, wie einer Windkraftanlage vor Ort, finanziell teilhaben. Am besten ohne großen administrativen Aufwand und mit sehr kleinteiliger Beteiligungsmöglichkeit ohne Risiko.“
Da die Expertinnen und Experten bei ihrer Arbeit auch Faktoren, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Bildung, Familienstand und Einkommen erhoben, können sie empfehlen, welche Formen der finanziellen Beteiligung sich – je nach sozio-demographischen Merkmalen – am besten eignen könnten. Dadurch können die Ergebnisse auf andere Anwendungsfälle übertragen und praktisch genutzt werden. Auf diese Weise leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag, der zeigt, wie die Energiewende zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern umgesetzt werden kann. (kkl)