Sortierung der eingesammelten Grünabfälle. © Witzenhausen-Institut
Sortierung der eingesammelten Grünabfälle.

Bioenergie
Grüngut sortieren und energetisch nutzen

03.09.2018 | Aktualisiert am: 22.11.2024

Neben der Biotonne, die hauptsächlich häusliche pflanzliche Abfälle erfasst, könnte die getrennte Sammlung gröberer holziger Materialien aus Garten- und Landschaftspflege eine beträchtliche Menge an Brennstoff für die thermische Verwertung bereitstellen. Wissenschaftler untersuchten, wie groß das Potenzial an Biomasse ist, die sich besser zur Verbrennung in BHKW statt zur Kompostierung eignet.

Im Projekt Grün-OPTI arbeiten Wissenschaftler der Witzenhausen-Institut GmbH daran, wie Grüngut in Deutschland bestmöglich gesammelt, aufbereitet und stofflich-energetisch verwertet werden kann. Dafür befragten sie die Betreiber von 175 Behandlungsanlagen in Deutschland. Auf dieser Grundlage dokumentierten und bewerteten sie die bestehenden Erfassungssysteme und Anlagen.

Holziges Material vor der Kompostierung separieren

Rund drei Viertel der von den befragten Entsorgern betriebenen Grüngut-Kompostierungsanlagen trennen vor und/oder nach der Kompostierung holzige Materialien zur Brennstoffverwertung ab. Der Hauptvermarktungsweg für diesen Brennstoff ist die Abgabe an Biomasseheiz(kraft)werke. Die Anlagen sortieren im Durchschnitt etwa 18% des eingebrachten Grünguts als Brennstofffraktion aus. Die Forschenden gehen davon aus, dass eine thermische Verwertung von bis zu 30% möglich wäre.

Projektleiter Dr. Felix Richter: „Ausgehend von etwa 5 Millionen Tonnen Grüngut pro Jahr kommen wir auf 1 bis 2 Millionen Tonnen Brennstoff, wenn wir die holzigen Anteile abtrennen. Wir untersuchen nun gemeinsam mit Nahwärmenetz-Betreibern, wie sich diese holzigen Anteile in KWK-Anlagen verwerten lassen. Meist entspricht das Material der DIN-Norm für Holzhackschnitzel.“ Die grünen und krautigen Anteile lassen sich zu hochwertigem Kompost verarbeiten.

Jährliche Mengen-Potenziale von Grüngut, Gesamtmengen für Deutschland und pro Kopf.

Von Entsorgern erfasste Grüngut-Mengen: Die Auswirkung von Gebühr und Gebührenhöhe sind klar erkennbar.

Grüngut effizient aufbereiten

Auf drei Grüngutbehandlungsanlagen führten die Forscherteams wiederholte Praxisuntersuchungen durch. Dabei kooperierten sie mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises, der Rhein-Hunsrück-Entsorgung sowie dem Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße. Gemeinsam mit diesen Praxisbetrieben untersuchten sie, welche Faktoren für eine effiziente Aufbereitung von Grüngut zu beachten sind, um qualitativ hochwertigem Kompost und Brennstoff zu erzeugen. Auf dieser Grundlage erarbeiteten sie Handlungsempfehlungen für eine ressourcenschonende stofflich-energetische Nutzung. Im nächsten Schritt definierten sie Erfolgskriterien für eine Wertschöpfungskette „holziges Grüngut“. Die mögliche Einsparung von Treibhausgas-Emissionen wäre beträchtlich: Durch die Erzeugung von Kompost und regenerativer Energie ließen sich bei den derzeit pro Jahr erfassten Mengen von 4,7 Millionen Tonnen Grüngut etwa 3,3 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Im Hinblick auf eine optimierte stofflich-energetische Verwertung sollte Gartenabfall (Grüngut) getrennt erfasst werden.
Diese Faktoren beeinflussen, welche Mengen an Grüngut die Entsorgungsträger erfassen:

  • Art der Erfassung: Hol- bzw. Bringsysteme
  • Grüngutfraktion: Holziges Grüngut, krautiges Grüngut, Laub
  • Gebühr: Kostenfrei, kostenpflichtig, mengenabhängig, fraktionsabhängig
  • Abfuhrrhythmus bei Holsystemen: Fix, auf Abruf, Anzahl Abfuhrtermine
  • Öffnungszeiten bei Bringsystemen: Saisonal, ganzjährig, täglich, wöchentlich
  • Sammelbehälter bei Bringsystem: Container, offener Haufen, Müllfahrzeug
  • Erreichbarkeit der Sammelstelle bei Bringsystem: Einwohner bzw. Quadratkilometer pro Sammelstelle

Fazit der Untersuchung: Für eine möglichst hohe Erfassungsrate sollten die Entsorger Komfort und Service verbessern, möglichst durch eine kostenfreie Sammlung und ein dichtes Netz an gut erreichbaren Sammelstellen.