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Die Ampelkarte aus dem Projekt WärmeGut veranschaulicht Potenziale der Erdwärmenutzung in Deutschland. © Projektträger Jülich / Forschungszentrum Jülich GmbH
Die Ampelkarte aus dem Projekt WärmeGut veranschaulicht Potenziale der Erdwärmenutzung in Deutschland.

Oberflächennahe Geothermie als Teil der kommunalen Wärmewende
Bundesweite Karten fertiggestellt: Potenzial für Erdwärmesonden mit ein paar Klicks finden

06.09.2024 | Aktualisiert am: 08.09.2025

Die Daten für das letzte Bundesland sind eingetragen, die interaktive Karte deckt damit ganz Deutschland ab: Alle Interessierten können nun online auf dem Informationsportal GeotIS nachschauen, ob ihre Region für den Einsatz von Erdwärmesonden geeignet ist. Das Projekt WärmeGut hat damit einen zentralen Meilenstein erreicht.

Die Karte richtet sich an alle, die über den Einsatz von Geothermie für ihre Wärmeversorgung nachdenken, egal ob Fachbetriebe, private Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer oder Kommunen. Ampelfarben zeigen die grundsätzliche Eignung auf: Grün bedeutet, die Region kommt für den Einsatz von Erdwärmesonden uneingeschränkt in Frage. Rot bedeutet, dass das Gebiet nicht geeignet ist, etwa wegen bestehendem Grundwasserschutz. Bei Gelb ist die Nutzungsmöglichkeit eingeschränkt, zum Beispiel muss die Bohrtiefe vorab begrenzt werden.

Grün und Gelb kennzeichnen geeignete Regionen für Erdwärmesonden

Grundsätzlich bedeute die Farbe Gelb aber, dass eine Region ebenfalls gut für Erdwärmesonden geeignet sei, stellt Prof. Dr. Inga Moeck klar. Sie ist Leiterin der Forschungsabteilung Systemintegration am LIAG-Institut für Angewandte Geophysik und Professorin an der Georg-August-Universität Göttingen und koordiniert die Arbeiten bei WärmeGut. „Gelb kann man vergleichen mit einer Geschwindigkeitsreduzierung im Autoverkehr, um den Verkehr sicher zu halten“, so Moeck. „Auf unserer Ampelkarte heißt Gelb: Man darf bohren und die Geothermie nutzen. Nur etwas eingeschränkt.“ So könne man zum Beispiel zwei 50 Meter lange Sonden einsetzen, statt einer einzelnen Sonde von 100 Meter Länge. Am Ende komme es auf die insgesamt genutzten Bohrmeter an.

Auf der bundesweiten Karte sind die einzelnen Regionen in Ampelfarben markiert. © LIAG-Institut für Angewandte Geophysik

Die Ampelkarten bieten eine erste Orientierung. Die weiteren Schritte müssen Interessierte mit der zuständigen Fachbehörde klären. Die benötigten Kontakte inklusive der Links zu den Behörden sind in die Karte integriert. „Wir erwarten, dass diese Karte auf die Geothermie als Maßnahme in der kommunalen Wärmeplanung aufmerksam macht und sowohl der Energiewende als auch der wissenschaftlichen Geothermie-Forschung entscheidenden Schub verleiht“, erklärt Moeck.

So funktionieren Erdwärmesonde, Erdwärmekollektoren und Erdwärmebrunnen

Grundsätzlich gibt es drei unterschiedliche Technologien, um Erdwärme nahe der Oberfläche zum Heizen zu nutzen. Alle drei benötigen Wärmepumpen, um die geförderte Erdwärme auf das benötigte Temperaturniveau zu bringen. Die jetzt fertiggestellte Ampelkarte zeigt das Potenzial deutscher Regionen für die Technologie der Erdwärmesonden. Dabei werden lange Rohre, gefüllt mit einer Wärmeträgerflüssigkeit, senkrecht in ein Bohrloch gesetzt. Das Bohrloch um die Rohre herum wird mit Zement verfüllt. Bei Einfamilienhäusern sind die Sonden in der Regel 100 Meter lang, können aber je nach geologischer Voraussetzung auch variieren. Erdwärmekollektoren hingegen liegen näher an der Oberfläche, brauchen dafür aber mehr Platz: Sie werden in rund fünf Meter Tiefe waagerecht und flächig platziert. Erdwärmebrunnen sind die dritte Technologie: Hierfür braucht es Grundwasserleiter in rund 15 Meter Tiefe. Das Video zeigt anschaulich die Vor- und Nachteile der drei genannten Verfahren.

Ampelkarte hat komplexe Datenlage vereinheitlicht

Im Projekt WärmeGut haben Forschende in Zusammenarbeit mit den geologischen Diensten aller 16 Bundesländer Daten für die jetzt veröffentlichten Übersichtskarten zusammengetragen. Ob auf Papier, als Exceltabellen oder in Form digitaler Datenbanken – die Daten zur Machbarkeit von Geothermie waren zwar bereits in hoher Qualität vorhanden, lagen aber in unterschiedlichen Formen bei den geologischen Diensten der Länder vor. „Eine unserer großen Hoffnungen in das Projekt WärmeGut ist, dass wir eine Verfügbarmachung dieser Daten erreichen“, sagte Dr. Sven Rumohr vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie während der Arbeiten an dem Projekt.

Dieses Ziel ist nun erreicht. „Uns ist es gemeinsam mit den Projektpartnern und den staatlichen geologischen Diensten gelungen, eine digitale Karte zu entwickeln, die sowohl den individuellen Anforderungen der jeweiligen Bundesländer als auch einer leicht verständlichen Vereinheitlichung der komplexen Datenlage gerecht wird“, erklärt Projektleiterin Inga Moeck die Herausforderungen des Projekts. „Das ist ein historischer Meilenstein für die Geothermie-Forschung.“ (mb)

Bei den Absatzzahlen für Wärmepumpen in Deutschland ist der Anteil an erdgekoppelten Wärmepumpen deutlich kleiner als der Anteil der Luft-Wasser-Wärmepumpen. © Projektträger Jülich / Forschungszentrum Jülich GmbH
Der Absatz an erdgekoppelten Wärmepumpen soll mit Hilfe der neuen bundesweiten Potenzialkarten zukünftig gesteigert werden.

„Einfach Erdwärme“

Das Video „Einfach Erdwärme“ (09/2024) gibt einen Einblick in die Hintergründe des Projekts WärmeGut. Prof. Dr. Inga Moeck berichtet darin etwa zur Entstehungsgeschichte von GeotIS. ‬‬Mit Dr. Sven Rumohr, Dr. Isabelle Weber und Jens Heilbrunn kommen auch die geologischen Landesdienste zu Wort. Außerdem geht es um das Projekt Warm-Up. Hier stellen Forschende Kriterien zusammen, um Projektierern die optimale Auswahl an Untersuchungsmethoden für Bereiche tiefer als 400 Meter an die Hand zu geben. Warum es wichtig ist, jeden Standort für solche tiefen Gebiete vorab zu untersuchen, erklärt Dr. Simone Röhling von der Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe (BGR).