© Daimler Truck AG
Erdwärme aus tiefer Geothermie
Geothermie für die Zukunft: Forschung zur klimaneutralen Wärmeversorgung in Wörth am Rhein
Am Modellstandort Wörth am Rhein untersuchen Forschende das geothermische Potenzial des Oberrheingrabens. Ziel des Projekts DEKAPALTIN-BERTHA ist es, die Nutzung tiefer Geothermie als klimafreundliche Wärmequelle für Industrie und Kommune vorzubereiten und damit einen Beitrag zur Wärmewende in Deutschland zu leisten.
Die Region am Mittleren Oberrhein gilt als vielversprechend, um sie geothermisch zu nutzen, da hier heiße Gesteinsschichten schon in vergleichsweise geringer Tiefe vorkommen. Bisher wird die Prozess- und Fernwärme in der Region überwiegend aus fossilen Quellen gespeist – Geothermie bietet die Chance, Kohle und Gas langfristig zu ersetzen.
Im Projekt DEKAPALATIN-BERTHA sollen geologische und geophysikalische Daten aus Seismik und Erkundungsbohrungen erhoben werden. Diese Informationen sollen unter anderem neue Erkenntnisse über Störungsgeometrie, Gesteinseigenschaften und Gebirgsspannungsfeld im Untergrund liefern – entscheidende Grundlagen für eine sichere Erschließung geothermischer Reservoire.
Neben einer umfangreichen Explorationsstrategie sollen ebenfalls der Wärmetransport im Untergrund erforscht sowie innovative Monitoring- und Prognosemodelle entwickelt werden. Unter anderem geht es um technische Lösungen, um industrielle Prozesswärme und kommunale Heizwärme parallel mit Erdwärme zu versorgen. Die Ergebnisse sollen nicht nur die Energieversorgung des Standorts Wörth voranbringen, sondern ebenfalls auf andere Regionen übertragbar sein.
Für die Konzeptionierung, Exploration und Erschließung tiefer Geothermie am Modellstandort Wörth arbeiten die Stadt Wörth am Rhein, die Daimler Truck AG und die EnBW Energie Baden-Württemberg AG (als Joint Venture WärmeWerk Wörth) zusammen. Weitere Partner, die das Projekt wissenschaftlich begleiten, sind die Georg-August-Universität Göttingen, die Technische Universität Darmstadt, das ITB (Institut für Innovation, Transfer und Beratung gemeinnützige GmbH, Bingen am Rhein) sowie das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG).
3D-Seismik gibt Aufschluss über optimalen Standort für Geothermie-Heizwerk
© Daimler Truck AG
Anfang des Jahres 2025 haben die Projektpartner erfolgreich Vibrotrucks für eine 3D-Seismik eingesetzt. Damit konnte ein detailliertes 3D-Modell des Untergrunds abgeleitet werden. Anhand der gewonnenen Daten hat das Forschungsteam jetzt den optimalen Standort für das Geothermie-Heizwerk und die beiden dazugehörigen Bohrungen ermittelt, ein zentraler Meilenstein des Projekts. Ein Bereich des Werksgeländes von Daimler Truck bietet die passenden Voraussetzungen für den Bohrplatz.
Aktuell bereiten die Projektpartner die Bohrphase vor: Zwei Bohrungen sind geplant. Hierzu gehören eine Förderbohrung, die heißes Thermalwasser aus dem Untergrund nach oben fördert und eine Injektionsbohrung, über die das abgekühlte Wasser wieder ins Reservoir zurückgeführt wird. Der weitere Bau der Geothermieanlage folgt, sobald das genaue geothermische Potenzial definiert wurde und die Ergebnisse der Testbohrungen vorliegen.
Die geplante Anlage soll zukünftig das Mercedes-Benz Werk Wörth sowie die Stadt mit Erdwärme versorgen. Die Forschungsergebnisse aus DEKAPALATIN-BERTHA sollen als Modellbeispiel für weitere Regionen dienen. (av)