
Tribologische Wechselwirkungen erforschen
Kraftstoffverbrauch von Motoren nachhaltig senken
Reiben bewegliche Motorkomponenten gegeneinander, entstehen hohe Energieverluste. Um dem zu begegnen, entwickelt das Team des Forschungsprojektes PROMETHEUS innovative Oberflächenbeschichtungen sowie neuartige Schmierstoffe. Schlüssel ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz.
Verbrennungsmotoren sind in Industrie und Mobilität nach wie vor allgegenwärtig. Die Reibungsverluste, die bei ihrer Nutzung entstehen, sind mit rund 40 Prozent beachtlich hoch. Je nach Betriebszustand kann die vorherrschende Reibung zwischen einzelnen Motorkomponenten variieren. Hier setzt das Forschungsprojekt PROMETHEUS an.

Reibung reduzieren und damit Kraftstoff einsparen
Basierend auf den Ergebnissen einiger Vorläuferprojekte haben die Forschenden optimierte Schmierstoffe und spezielle Kohlenstoff-Beschichtungen für verschiedene Motorkomponenten — wie etwa Kolbenringe, Kolbenbolzen, Lager und Ventiltriebbauteile — entwickelt. Erste Labortests zeigen, dass sich damit die Reibung von Bauteilpaarungen deutlich verringern lässt. So wiesen kohlenstoffbeschichtete Kolbenringe im Zylinder bei Tests unter Realbedingungen rund 15 Prozent weniger Reibung auf. Die Forschenden gehen davon aus, dass allein dies den Kraftstoffverbrauch eines Motors durchschnittlich um ein Prozent senken kann.

Insbesondere in der richtigen Kombination können Beschichtungen und Schmierstoffe die Reibung deutlich reduzieren. Die Forschungsgruppe von PROMETHEUS schätzt, dass reibungsärmere Motoren allein in Deutschland jährlich bis zu zwei Terawattstunden Energie und damit rund 520 Kilotonnen CO2 einsparen könnten. Das entspricht in etwa der Energie, die 800.000 Zweipersonenhaushalte in einem Jahr verbrauchen. Die tatsächlichen Energieeinsparungen richten sich allerdings danach, welchen Anteil die reibungsarmen Motoren schlussendlich im zukünftigen Motorenmix ausmachen.
Systeme ganzheitlich betrachten und tribologisch optimieren
PROMETHEUS reiht sich zu Forschungsprojekten wie PEGASUS und CHEOPS im Forschungsfeld Tribologie ein. Im Gegensatz zu diesen betrachten die Forschenden jedoch nicht nur Maßnahmen, die an einzelnen Bauteilen greifen. In PROMETHEUS verfolgen sie einen ganzheitlichen Ansatz:
Die Forschenden gehen von detaillierten Simulationen auf tribologischer Grundlagenebene aus, entwickeln Beschichtungsverfahren und Schmierstoffzusammensetzungen weiter, testen die beschichteten Motorkomponenten in Modellprüfständen und arbeiten sich so bis zum Gesamtsystem Motor vor. Abschließend werden die Ergebnisse in einem Prognosemodell zusammengeführt, um auf den Einfluss der Reibungsminderungsmaßnahmen und Einsparpotenziale rückschließen zu können.

PROMETHEUS-Konsortium deckt unterschiedliche Branchen ab
Die Vorversuche in PROMETHEUS sind bereits erfolgreich abgeschlossen. Nun will das Team deren Ergebnisse auf verschiedene Motorenkomponenten übertragen und überprüfen. Je nach Motorentyp testen sie unterschiedliche Schicht-Schmierstoff-Kombinationen, um diese final zu optimieren. Der Leistungsbereich spannt sich vom PKW, über Nutzfahrzeuge bis zum großen Industriemotor.
Das Forschungsprojekt profitiert von seinem weit gefächerten Konsortium, zu dem Produzenten von Motorrädern, PKW, Omnibussen, Nutzfahrzeugen und Industriemotoren zählen. Aber auch namhafte Zulieferer und Forschungseinrichtungen bringen ihr Know-how in das Projekt mit ein. So arbeiten in PROMETHEUS folgende Unternehmen und Forschungsinstitute zusammen: Federal Mogul Burscheid, AVL, BMW, Fuchs Schmierstoffe, MAN Truck & Bus, MTU Friedrichshafen, Schaeffler Technologies, VTD Vakuumtechnik Dresden, die Fraunhofer-Institute für Werkstoffmechanik (IWM), für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) sowie für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF), das Steinbeis Transferzentrum Friedrichshafen und der Lehrstuhl für Verbrennungsmotoren der Technischen Universität Dresden. (ln)