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INTERVIEW
„Die Wärmeversorgung wird vernetzter - und dadurch
besser“

04.07.2023 | Aktualisiert am: 15.11.2024

Mehr Daten erleichtern die Energieversorgung und den Betrieb von Gebäuden, ist Johannes Fütterer überzeugt. Der Gründer des Gebäudebetrieb-Start-ups aedifion erklärt, mit welcher Entwicklung er bei der Wärmeversorgung rechnet.

Das Kölner PropTech aedifion bietet eine herstellerunabhängige Lösung an, die den Gebäudebetrieb optimiert. Anhand erhobener Daten kann die Plattform des Unternehmens dabei helfen, Betriebskosten zu senken, Emissionen einzusparen und das Raumklima zu verbessern. Die Datenverarbeitung und Analysemethoden sollen künftig ermöglichen, Energiesysteme deutlich flexibler zu betreiben.

Herr Fütterer, wie sehen Sie die Zukunft der Wärmeversorgung?

Fütterer: Wir werden neben Wärmepumpen, Nah- und Fernwärme und Geothermie vor allem Nur-Strom-Systeme nutzen, also eine elektrische Wärmeversorgung haben. Mittelfristig wird es noch Hybridsysteme geben, mit einem Rest-Anteil fossiler Brennstoffe. Aber Strom wird die wichtigste Wärmequelle - was die Energieversorgung im Bestand deutlich dynamisiert.

Welchen Einfluss hat diese Dynamisierung auf unsere Wärmeversorgung?

Wenn weniger Strom verfügbar ist, oder die Kosten steigen, dann kann eine intelligente, digitale Steuerung auf gespeicherte Wärme zurückgreifen oder den thermischen Komfort entsprechend anpassen. Andersherum geht das natürlich auch; ist Strom günstig, erhöhen wir den thermischen Komfort mehr als bislang. Gleichzeitig bekommen wir mit der Dynamisierung mehr Daten, die Wärmeversorgung wird vernetzter – und dadurch werden wir besser im Betrieb. Mit den entsprechenden Daten können wir zum Beispiel Energieverschwendung reduzieren. Oder die Wetterprognose mit einfließen lassen. Gerade große Gebäudeeinheiten mit hoher thermischer Kapazität können dann vorausschauend und netzdienlich betrieben werden.

Können Sie da ein konkretes Beispiel nennen?

Einfach gesagt: Wenn Sie im Winter vor dem Sonnenuntergang noch einmal die Büroräume aufheizen und nach Sonnenuntergang die Heizleistung in Fluren und leeren Büros reduzieren, merken die Mitarbeiter fast gar nicht, dass das Unternehmen dank intelligenter Steuerung gerade Geld gespart hat.

Welche Vorteile können wir von einer zunehmenden Vernetzung noch erwarten?

Ein wichtiger Punkt wird die Wartung sein. Wir können zum Beispiel Kosten sparen und den Fachkräftemangel entschärfen, wenn wir technische Anlagen bedarfsgerecht warten. Erkennt beispielsweise ein Sensor, dass Filter gewechselt werden müssen, kann er dies sofort melden und eine Fachkraft für die Wartung anfordern. Gerade wenn die Belastung, etwa durch Pollen, unregelmäßig und saisonal ist. Und solche unregelmäßigen Belastungen haben ja viele Komponenten. Künftig wissen Facility Manager dann sofort bei Auftreten eines Problems, dass sie gebraucht werden. So müssen sie seltener vor Ort sein. Das reduziert zudem die Energieverschwendung und macht den Betrieb von Gebäuden noch effizienter. Schon jetzt könnte eine sinnvolle Optimierung Emissionen um bis zu 40 Prozent senken und mancherorts zusätzlich die Raumluftqualität erhöhen. (pj)