Kategorie Systemintegration
Innovatives FlexQuartier gewinnt Hessischen Staatspreis Energie
Auf einem ehemaligen Militärgelände entsteht in Gießen ein energieeffizientes, netzdienliches Neubau-Quartier. Herzstück ist ein neu entwickelter Hybridspeicher, der Wärme bis 1200° Celsius speichert und rückverstromt. Mit dieser Energielösung erzielten die Projektpartner jetzt den ersten Platz.
Den Hessischen Staatspreis für innovative Energielösungen lobt das Hessische Wirtschaftsministerium aus. Es prämiert damit Beiträge, die zu einer sicheren, umweltschonenden, bezahlbaren und gesellschaftlich akzeptierten Energieversorgung in Hessen beitragen.
Das FlexQuartier -Projektkonsortium unter Leitung der Technischen Hochschule Mittelhessen schaffte den ersten Platz in der Kategorie Systemintegration. Bei der Auswahl der prämierten Projekte war es der Jury wichtig, dass die verfolgten Ansätze erfolgreich funktionieren und gut auf weitere Unternehmen oder Anwendungsbereiche übertragen werden können. Gemeinsam mit den Stadtwerken Gießen, dem Netzbetreiber Mittelhessen Netz, dem Energiemanagement-Unternehmen ju:niz Energy und der Stadt Gießen schuf die Technische Hochschule Mittelhessen eine solche Lösung im Rahmen des Vorhabens FlexQuartier in einem Gießener Neubauviertel.
Das Fernwärmenetz ist hier bereits gelegt, die Energiezentrale einsatzbereit und die ersten Wohngebäude sind bezogen. Strom und Wärme liefern Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen. Das Besondere ist ein Hybridspeicher, der sowohl Wärme als auch Strom speichert. Hierbei wird der einzuspeichernde Strom zunächst in Wärme mit einem Temperaturniveau bis 1200° Celsius umgewandelt. Keramische Formsteine, die sich in einem isolierten thermischen Speicher befinden, speichern die Wärmenergie. Bei Bedarf wird diese mittels einer modifizierten Mikrogasturbine rückverstromt. Die dabei anfallende Abwärme kann wiederum zum Heizen genutzt werden.
Über 400 Wohneinheiten sowie ein Gewerbepark mit fünf bis sechs Gewerbeeinheiten auf einer etwa zehn Fußballfelder großen Fläche (7,5 Hektar) profitieren davon: Energieressourcen können flexibel genutzt, der Eigenbedarf vermehrt lokal gedeckt sowie Netzkosten etwa für Netzausbau oder optimierte Netzbetriebsführung reduziert werden. Wichtige Voraussetzung hierfür ist eine intelligente, digitale Steuerung des Energiesystems im Quartier.
Wie das Projekt FlexQuartier zur Mission Stromwende im 8. Energieforschungsprogramm des BMWK beiträgt, erklärt der Geschäftsführer von Mittelhessen Netz Rüdiger Schwarz in diesem Video.
Wie die weiteren Schritte im Gießener Quartier aussehen, beschreibt der Projektleiter Professor Stefan Lechner von der Technischen Hochschule Mittelhessen: „In den kommenden Jahren werden im Folgeprojekt FlexQuartier2 durch das Institut für Wohnen und Umwelt aus Darmstadt die Kennzahlen und Leistungsparameter der innovativen Speichertechnologien gemessen und verifiziert. Darüber hinaus dient das Quartier als wichtige Vorlage für die Entwicklung von neuen, quartiersbezogenen Geschäftsmodellen auch für unsere Gießener Unternehmenspartner.“ Das Vorhaben FlexQuartier2 startete im Dezember 2023 und endet voraussichtlich im November 2027. (bs)