
CO2-Rauchgas-Wäsche
100.000 Betriebsstunden CO2-Wäsche am Kraftwerk Niederaußem
In der RWE-Pilotanlage wird aus Rauchgas Kohlendioxid gewaschen. Forschungsprojekte helfen, das Verfahren und das Waschmittel stetig zu optimieren.
Seit über zehn Jahren läuft die Pilotanlage mittlerweile am Kraftwerk Niederaußem. Obgleich sie keine Produktionsanlage ist, sondern als Forschungsplattform für nationale und internationale Projekte dient, wurden in dieser Zeit rund 23.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid abgetrennt. Außerdem wurden zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse zum Abscheide-Verfahren und zum Rauchgas-Waschmittel gewonnen.
„Als wir 2009 mit der Rauchgas-Wäsche begonnen haben, war diese darauf ausgelegt, das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid aus den Rauchgasen von Kohlekraftwerken zu waschen“, berichtet Dr. Peter Moser, Leiter der Forschungsabteilung Emissionsminderungstechniken bei RWE. Dies hat sich mit dem politisch beschlossenen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern gewandelt. Nun soll die Technologie vorrangig dazu beitragen, biogenes CO2 abzutrennen — zum Beispiel an Klärschlamm-, Biomasse- und Müllverbrennungsanlagen. Damit würde ein essentieller Baustein einer Kohlenstoffkreislaufwirtschaft gelegt.
CO2-Wäsche als Option für die Glas-, Zement- und Stahlindustrie
Die verschärften Klimaschutzziele vor dem Hintergrund des Klimawandels stellen aber auch die Zement-, Glas- oder Chemie-Industrie vor Herausforderungen. Prozessbedingt fallen hier große Mengen an Kohlenstoffdioxid an. Diese lassen sich bisher noch nicht vermeiden. CO2-Abscheideverfahren sowie das Speichern und Weiterverwerten der Rohstoffs sind daher Thema vieler nationaler und internationaler Forschungsverbünde.
Internationales Wissenschaftsteam optimiert das Waschmittel
Zurzeit fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter anderem die RWE als deutschen Partner innerhalb des Forschungsverbunds ACT-Launch mit rund 694.000 Euro. Ziel des Forschungsparts an der Niederaußemer Pilotanlage ist es, die Alterungsprozesse des Waschmittels zu verstehen und in Folge die Qualität des Waschmittels zu optimieren. Denn dieses zersetzt sich über die Jahre, ein bekannter Nachteil bei organischen Absorptionsmitteln. Daraus können betriebliche Probleme entstehen — etwa ein erhöhter Energiebedarf für die Regeneration des Waschmittels oder erhöhte Emissionen. Ein kompletter Waschmittelaustausch als letzte Alternative stellt einen hohen Kostenfaktor dar. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ACT-Launch wollen daher die betrieblichen Unsicherheiten und Kosten verringern, indem sie die Zersetzungsprozesse genau analysieren und Gegenmaßnahmen erproben. (it)