Strom und Wärme aus Wasserstoff
Neues Containerterminal im Duisburger Hafen erprobt klimaneutralen Betrieb
In den rund 170 deutschen Binnenhäfen verursachen nicht nur Schiffe, sondern auch die Häfen selber Emissionen. Am Standort Duisburg soll sich das ändern – gestern haben die Betreiber das erste Containerterminal Europas eingeweiht, das klimaneutral betrieben werden soll.
Mit seinen 21 Hafenbecken und einem jährlichen Umschlag von rund 4 Millionen Containern, über 25.000 Zügen und 20.000 Schiffen gilt Duisburg als größter Binnenhafen der Welt. Wie dieser jetzt auch im Klimaschutz Vorreiter werden kann, zeigt das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Vorhaben enerPort II.
Ob Krananlage, Terminalbeleuchtung oder die Versorgung des Bürogebäudes mit Wärme und Strom – all diese Elemente und Prozesse können zukünftig auf dem Duisburg Gateway Terminal (DGT) klimaneutral betrieben werden. Die erforderliche elektrische Energie für das 150.000 Quadratmeter große Gelände erzeugen Brennstoffzellensysteme sowie Blockheizkraftwerke aus Wasserstoff. Weitere elektrische Energie liefern Photovoltaik-Anlagen. Kombiniert werden die stromversorgenden Anlagen mit Batteriespeichern.
Schiffe nutzen Erneuerbaren- statt Dieselstrom
Das lokale Energiesystem im Duisburger Hafen stellt neben Strom auch Wärme bereit, welche ebenfalls die Blockheizkraftwerke liefern. Dies hat Vorteile: Die thermische Energie kann auch angrenzende Terminals oder theoretisch benachbarte Quartiere über ein kommunales Wärmenetz versorgen. Das gesamte Energiesystem wird digital und bedarfsgerecht gesteuert und minimiert so Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß.
Von dem neuen Energiesystem profitieren etwa so genannte Landstromanlagen. Sie liefern im Hafen angelegten Schiffen elektrische Energie, sodass diese nicht ihre mit Schiffsdiesel betriebenen Generatoren einsetzen müssen. Wenn der Landstrom dann noch aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird – wie in Duisburg – spart dies zusätzlich CO₂. Neben Kränen, Beleuchtung sowie Bürogebäuden sollen zukünftig auch Ladesäulen für Terminalfahrzeuge und PKWs mit der, unter anderem aus Wasserstoff, gewonnenen Energie versorgt werden.
Bis zur finalen Inbetriebnahme des Energiesystems müssen sich die Projektbeteiligten aber noch etwas gedulden: Das System soll voraussichtlich bis Anfang 2025 fertiggestellt sein. Läuft alles nach Plan, verfügt der Duisburger Binnenhafen dann über das erste funktionstüchtige, klimaneutral betriebene Containerterminal Europas.
Genehmigung von Wasserstoffanlagen ist Neuland
Die Basis für die aktuellen Maßnahmen im Duisburger Hafen legte das Vorgängerprojekt enerPort I, das 2019 startete. Gemeinsam mit der Duisburger Hafen AG entwickelte Fraunhofer UMSICHT hier ein technologieoffenes und übertragbares Gesamtkonzept zur Energienutzung und -versorgung von Binnenhäfen. Die Umsetzung startete mit dem Folgeprojekt enerPort II.
„Eine Herausforderung besteht darin, neuartige Lösungen in der technischen Planung und Genehmigung zu erarbeiten. Schließlich gibt es beispielsweise kaum Erfahrungen mit der Genehmigung von Wasserstoffanlagen. Die Integration der verschiedenen Anlagen in die Hafeninfrastruktur stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Durch das komplexe Zusammenspiel der beteiligten Akteure – Behörden, Betreiber, Ingenieurinnen und Ingenieure – sammeln wir wertvolle Erfahrungen, die nun eine wichtige Grundlage für die Entwicklung weiterer nachhaltiger Energiesysteme bilden“, so Prof. Dr. Anna Grevé, wissenschaftliche Leiterin des Vorhabens sowie Abteilungsleiterin Elektrochemische Energiespeicher am Fraunhofer UMSICHT. Das Projekt enerport II wird im Rahmen der Technologieoffensive Wasserstoff vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit rund 11,6 Millionen Euro gefördert. (bs)