CO2-Kreislaufwirtschaft
NECOC-Projektteam erhält Gips-Schüle-Forschungspreis 2023
Klimaschädliches Kohlendioxid aus der Umgebungsluft wird zu reinem Kohlenstoff und damit zu einem wertvollen Hightech-Rohstoff: Das entsprechende Verfahren hat ein Forschungsteam vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gemeinsam mit Partnern in einer weltweit einmaligen Anlage im Forschungsprojekt NECOC umgesetzt. Ein herausragendes Forschungsprojekt befand die Gips-Schüle-Stiftung. Sie überreichte den mit 50.000 Euro dotierten Gips-Schüle-Forschungspreis 2023 an NECOC-Projektleiter Dr. Benjamin Dietrich und sein Team.
„Wir freuen uns über den Preis und insbesondere über die damit verbundene Sichtbarkeit unseres Projekts“, sagt Benjamin Dietrich anlässlich der Preisverleihung am 24. Oktober 2023 in Stuttgart. „Wir sehen täglich in den Medien die Auswirkungen des Klimawandels. Das umweltschädliche Kohlendioxid trägt im entscheidenden Maße dazu bei. Wir möchten mit unserer Forschung zur Lösung des Problems beitragen.“
Das KIT-Team hat im Forschungsprojekt NECOC (Negative Emissions through converting Carbon diOxide to Carbon) gemeinsam mit Expertinnen und Experten zweier Industrieunternehmen (Climeworks Deutschland GmbH und INERATEC GmbH) eine weltweit einmalige Versuchsanlage entwickelt. Diese produziert mit CO2 aus der Umgebungsluft Kohlenstoffpulver. Das „schwarze Gold“ wird heute in Elektrodenfolien in Batterien, in Farben, Lacken, Kunststoffen oder dem Agrarsektor verwendet, bisher aber größtenteils aus fossilen Rohstoffen, beispielsweise Erdöl, hergestellt.
Das NECOC-Forschungsprojekt ist unlängst erfolgreich abgeschlossen worden. Die Anlage wurde wie geplant entwickelt, anschließend im Containermaßstab aufgebaut und in Karlsruhe am KIT in Betrieb genommen. „Unser Ziel war es zu zeigen, dass das dreistufige Verfahren funktioniert“, erläutert Benjamin Dietrich. „Wir konnten pro Tag knapp 4 Kilogramm CO2 aus der Umgebungsluft entnehmen und in etwa 0,5 Kilogramm festen Kohlenstoff umwandeln. Im nächsten Schritt geht es nun darum, den Prozess mit Blick auf Effizienz und Durchsatz zu optimieren. Das schafft die Grundlage, um die Technologie zu skalieren.“
Kooperationspartner willkommen
Während des Testzeitraums haben die Forschenden diverse Verfahrensvarianten, etwa mit unterschiedlichen Temperaturen und verschiedenen Aufbereitungsschritten, ausprobiert. „Uns interessierten die Auswirkungen auf die Kohlenstoffqualität“, erklärt der Projektleiter. Bei den Versuchen wurden verschiedene Kohlenstoffmodifikationen festgestellt. Da die Analysen sehr aufwändig sind, waren im Rahmen des NECOC-Forschungsprojekts nur Stichproben möglich.
Benjamin Dietrich plant indes schon ein Folgeprojekt und ist offen für Kooperationspartner: Industriepartner, die den Kohlenstoff genauer analysieren und bestenfalls in ihrer Produktion testen. Auch sollen alternative, unvermeidbare industrielle CO2-Quellen betrachtet und entsprechende Partner mit eingebunden werden. (it)