Berliner Energietage
Energieforschung: Wie die Energiewende in der Gesellschaft ankommt
Nur wenn neben der Technik auch die relevanten gesellschaftlichen Akteure berücksichtigt werden, kann die Energiewende in der Breite erfolgreich sein. Dies haben zwei digitale Veranstaltungen mit BMWK-Beteiligung am Dienstag, 16. April, auf den Berliner Energietagen gezeigt.
Der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme Professor Dr. Hans-Martin Henning brachte es in der Veranstaltung „Reallabore für die Energieforschung: Lösungsbeiträge und Perspektiven“ auf den Punkt: „Letztlich brauchen wir, um uns erfolgreich in Richtung Klimaneutralität auf den Weg zu machen, Beiträge von Unternehmen, Quartieren, Industrie-Liegenschaften, Industrieparks, Kommunen, öffentlichen Liegenschaften - also Anwendungen im gelebten Leben, in der Realität.“ Mit dem Förderformat Reallabore der Energiewende möchte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz diese Brücke schlagen und innovative Technologien aus der Energieforschung in der Praxis testen. So soll der Transfer von Forschungsergebnissen in die Anwendung gelingen.
Wie dies aussehen kann, haben Fachleute aus drei bereits laufenden Reallaboren der Energiewende in ihren Vorträgen präsentiert. Diese Vorhaben zeigen, wie breit die thematische Aufstellung in diesem Förderformat ist:
- Im Norddeutschen Reallabor soll die ganzheitliche Transformation des Energiesystems erprobt und so zu einer schnellen Dekarbonisierung aller Verbrauchssektoren beitragen. Ein Schwerpunkt liegt in diesem Kontext auf dem Bereich Wasserstoff.
- Großwärmepumpen können die CO2-Emissionen in der Fernwärmeversorgung reduzieren. Wie dies möglich ist, zeigt das Reallabor der Energiewende „Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen“ an fünf unterschiedlich strukturierten Kraftwerksstandorten. Erst kürzlich gab es hier eine weitere Inbetriebnahme.
- Der Süd-Osten Berlins soll zukünftig vermehrt mit Fernwärme aus erneuerbarer Energie versorgt werden. Möglich macht dies ein 400 Meter tiefer Aquiferspeicher, der mit einem innovativen Wärmepumpensystem kombiniert wird. Das entsprechende Reallabor der Energiewende „GeoSpeicher Berlin“ startete im Oktober 2023.
Förderformat „Reallabore der Energiewende“ wird weiterentwickelt
Wie die Zukunft der Reallabore der Energiewende in der BMWK-Förderung aussieht, kann man bereits im 8. Energieforschungsprogramm zur angewandten Energieforschung des BMWK nachlesen. Hier wird das Format im Rahmen der Mission „Transfer“ weitergeführt. Welche Ansprüche entsprechend geförderte Vorhaben zukünftig erfüllen müssen, beschreibt eine Förderbekanntmachung, die laut Rodoula Tryfonidou, Leiterin des Referats Energieforschung - Grundsatzfragen und Strategie im BMWK, in Kürze veröffentlicht wird. Eins ist jetzt schon klar: „Die Reallabore werden weiterhin ein wichtiges Format bleiben. Wir werden neue Reallabore starten, allerdings mit Einschränkungen, was die finanziellen Mittel angeht“, so Tryfonidou in ihrem Vortrag. Das Format solle nicht nur aufrechterhalten, sondern auch weiterentwickelt werden. Hierbei spielen etwa eine missionsorientierte Struktur sowie der Aspekt „Open Science“ eine wichtige Rolle.
Ausbau des Forschungsfeldes Energiewende und Gesellschaft
Vernetzen und verstetigen: So lautete das Motto beim digitalen Speeddating des BMWK-Forschungsfeldes „Energiewende und Gesellschaft“. Die rund 70 Teilnehmenden wurden in mehreren Runden zufällig kleineren Gruppen zugeteilt. In diesem Rahmen konnten sie online über ihre Arbeitsschwerpunkte sprechen und Kontaktdaten austauschen. Das Spannende: Die Teilnehmenden hatten unterschiedlichste Hintergründe – von der Arbeit in Forschungseinrichtungen mit diversen Disziplinen, über die Arbeit in Unternehmen, Verbänden und Vereinen bis hin zu Personen im Ruhestand. Gemeinsam hatten sie, dass sie der Frage nachgehen, wie die Gesellschaft noch besser an der Energiewende teilhaben und in den Prozess eingebunden werden kann.
Seit 2019 fördert das BMWK im Rahmen des Energieforschungsprogramms das Forschungsfeld „Energiewende und Gesellschaft“. Darunter fallen gesamtgesellschaftliche Fragestellungen wie etwa sozioökonomische Auswirkungen der Energiewende, innovative Formen der Kommunikation und Wissensvermittlung sowie auch Akzeptanzfaktoren. Im Rahmen des digitalen Speeddatings konnten die Teilnehmenden zudem dem Projektträger Jülich im Auftrag des BMWK mitteilen, in welchen Bereichen sie sich noch mehr Forschung und einen koordinierten Austausch wünschen.