© Thomas Simons | Projektträger Jülich

Bundeswirtschaftsministerium startet neuen Förderaufruf
Forschungsinfrastruktur XXL für die Windenergie

30.06.23 | Aktualisiert am: 02.02.2024

Ein 300 Meter langer Wellenströmungskanal, der künstlich Ebbe und Flut und bis zu drei Meter hohe Wellen erzeugen kann – diese weltweit einmalige Forschungsanlage wird der Offshore-Windindustrie ganz neue Testmöglichkeiten bieten. Bundesminister Dr. Robert Habeck hat den Kanal heute in Hannover eröffnet.

Bei seiner Tagesreise durch Norddeutschland weihte Habeck außerdem einen riesigen Rotorblattprüfstand für Blätter über 120 Meter Länge in Bremerhaven ein. Anschließend besuchte er den im Bau befindlichen Forschungspark Windenergie WiValdi in Krummendeich.

„Die Windenergie spielt heute und auch in Zukunft die zentrale Rolle bei der Stromversorgung Deutschlands. […] Die drei neuen Forschungseinrichtungen in Hannover, Bremerhaven und Krummendeich fügen sich in die schon seit Jahren vom BMWK verfolgte Strategie zum Ausbau und Betrieb einer offenen Forschungsinfrastruktur für die Windenergie. Sie werden – zusammen mit der Expertise der Forscherinnen und Forscher, die sie nutzen – dazu beitragen, die Innovationspipeline gefüllt zu halten “, so der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz zu Beginn des Tages. Im Hannoveraner Stadtteil Marienwerder boten sich beeindruckende Bilder, als sich die mehrere Personen hohe, neue Wellenmaschine in Bewegung setzte. Die Inbetriebnahme des Großen Wellenströmungskanals, kurz „GWK+“, wurde von den Anwesenden gespannt beobachtet. Der Wellenkanal existiert bereits seit 1983, damals gebaut mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und seitdem mit 300 Metern Länge der weltweit größte. Die Leibniz Universität Hannover und die Technische Universität Braunschweig haben ihn in den vergangenen Jahren erweitert, um den Bedarfen der Industrie gerecht zu werden und neues Wissen zu erlangen.

Neben den Wellen brauchte es auch die Strömung, um Gründungen für Offshore-Windenergieanlagen sicher testen zu können. Dank einer neuen Strömungsanlage kann im Kanal nun zusätzlich künstlich ein Ebb- und Flutstrom bei variierendem Wasserstand erzeugt werden. 20.000 Liter pro Sekunde durchfluten dann den Kanal. Gründungsstrukturen von Offshore-Windenergieanlagen können darin mit einem Maßstab von 1:10 wirklichkeitsnah getestet werden. „Gleichzeitig können wir eine Sturmflut simulieren, die einen naturähnlichen Seegang mittels einer neuen Wellenmaschine in dem Kanal erzeugt. Das ist eine weltweit einzigartige Forschungsinfrastruktur, erst recht in so einem großen Maßstab“, erklärt Professor Torsten Schlurmann (Interview auf strom-forschung.de) von der Leibniz Universität Hannover, der das dazugehörige Projekt marTech koordiniert hat. Das Forschungsteam hat die notwendigen Konstruktionen selbst entwickelt und den mehrjährigen Umbau begleitet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat das Projekt mit rund 35 Millionen Euro gefördert.

Moderne Rotorblätter über 120 Meter Länge prüfen und zertifizieren

Wichtiger Neuzugang zur deutschen Windenergie-Forschungsinfrastruktur ist der XXL-Rotorblattprüfstand beim Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES in Bremerhaven: der zweite Stopp des Ministers am heutigen Tag. Moderne Windenergieanlagen nutzen mittlerweile Rotorblätter mit über 120 Metern Länge. Die Industrie benötigt demnach entsprechende Prüfeinrichtungen. Am IWES entstand nun der bislang dritte und größte Rotorblattprüfstand. Das BMWK hat die Entwicklung des Prüfstands sowie neuer Prüfmethoden für Rotorblatt-Segmente innerhalb des Forschungsprojekts Zukunftskonzept Betriebsfestigkeit Rotorblätter – Phase II mit insgesamt rund 18 Millionen Euro gefördert. Daneben haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie das Land Bremen den Bau der benötigten Halle finanziell unterstützt.

Physik des Windes und optimale Betriebsbedingungen von Windparks erforschen

Die letzte Station des Ministers war ein neuer Forschungswindpark an der Elbe, im Norden von Hamburg. Zwei Enercon-Anlagen der aktuellen Multi-Megawatt-Klasse stehen hier in Hauptwindrichtung direkt hintereinander. Untersucht werden hier unter anderem die Details der Strömungsbedingungen in Windparks – und die Frage, wie die unvermeidliche gegenseitige Beeinflussung der Windenergieanlagen innerhalb eines Windparks reduziert werden kann. Der Forschungspark Windenergie WiValdi wird Mitte August 2023 offiziell eröffnet. Entwickelt wurde er vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Partnern des Forschungsverbunds Windenergie (FVWE) und dem Windenergieanlagenhersteller Enercon innerhalb der Forschungsprojekte DFWind Phase 1 und 2. Das BMWK hat die beiden Projekte mit insgesamt rund 30 Millionen Euro gefördert, weitere Fördergelder für den Aufbau kamen durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK).

 

Weiterführende Links und Bilder zu den Forschungsprojekten finden Sie auf strom-forschung.de.

BMWK-Pressmitteilung: Bundeswirtschaftsminister Habeck besucht herausragende Forschungseinrichtungen für Windenergie in Norddeutschland