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Mission Transfer

“Wir stärken die Rolle der Energieforschung als Impulsgeberin des Fortschritts in Wirtschaft und Gesellschaft – durch Transparenz, Partizipation und Praxisorientierung.“

Erfolgreiche Forschung profitiert von einem langfristig orientierten Förderrahmen. Dadurch entsteht der notwendige Raum, um Fortschritte, Rückschritte und Weiterentwicklungen im Forschungsprozesses zu ermöglichen. Dabei liegt der Fokus immer darauf, die benötigten Innovationen für das Ziel eines klimaneutralen und sicheren Energiesystems zu gewinnen.

Die Erfolge der Forschungsförderung werden vor allem dann sichtbar, wenn die Ergebnisse aus den Projekten in der Praxis angewendet werden. Daher spielt der Transfer von Innovationen eine zentrale Rolle für die Energiewende. Somit liegt ein besonderes Augenmerk der Projektförderung des BMWK darauf, dass aus diesen Innovationen schnell marktfähige neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen werden. Damit das gelingt, ergänzt das BMWK im 8. Energieforschungsprogramm das bestehende Format der Projektförderung durch neue, agile Formate. Zudem sollen relevante Stakeholder stärker in Forschungsprojekte eingebunden werden und damit den sozio-technischen Wandel des Energiesystems verstärken. Auf diese Weise will das Ministerium die Innovations- und Transferdynamik erhöhen und die Agilität eines lernenden Energieforschungsprogramms konsequent nutzen.

Die Energiewende erfordert qualifizierte Fachleute in Handwerk, Wirtschaft, Forschungseinrichtungen und Kommunen. Diese Fachkräfte sind eine wichtige Grundvoraussetzung für die Widerstandskraft des gesamten Systems. Mit jedem Fortschritt beim Umbau der Versorgungssysteme nimmt der Bedarf weiter zu, zumal durch die Energiewende weiterentwickelte Innovationen neue Wertschöpfungsketten in Deutschland entstehen. Um die dafür notwendigen Personalkapazitäten auszubauen, sind umfangreiche Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung erforderlich. Das BMWK unterstützt innerhalb des Energieforschungsprogramms die Qualifizierung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern im Rahmen der Projektförderung. Durch die Forschungsnetzwerke Energie des BMWK wird der Aufbau von Fachwissen in Forschungsinstituten, Unternehmen und weiteren Institutionen durch Vernetzung gestärkt und der Brückenschlag zwischen aktiver Forschung und Praxisakteuren, wie Kommunen, Stadtwerken, Energieversorgern und Anwendern, ermöglicht.

1.1 Forschungsnachwuchs in Förderprojekten qualifizieren

Die Zusammenarbeit von wissenschaftlichem Nachwuchs mit erfahrenem, wissenschaftlichem Personal im Rahmen von Förderprojekten verankert praxisrelevante Themen der Energieforschung in der universitären Ausbildung. Um die dabei entstehenden Ergebnisse schneller in die Wirtschaft zu übertragen und um den Forschungsnachwuchs innerhalb der Förderprojekte zu qualifizieren, möchte das BMWK daher eine stärkere personelle Vernetzung ermöglichen. Gelingen soll das durch Forschungsarbeiten in (oder in enger Kooperation mit) Unternehmen. Dementsprechend legt das BMWK bei der Auswahl der Förderprojekte im Energieforschungsprogramm ein starkes Gewicht darauf, Wissenschaft und Wirtschaft zu verzahnen.

1.2 Fachwissen in Forschungsinstituten, Unternehmen und vielen weiteren Institutionen ausbauen

Der Austausch von Fachwissen zwischen Forschungsinstituten, Unternehmen und vielen weiteren Institutionen soll ausgebaut werden, um die Energiewende zu beschleunigen.Die vielen Forschungsarbeiten in Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen bilden einen großen Fundus an energietechnischem Wissen. Um dieses Potenzial noch besser nutzen zu können, sollen die beteiligten Akteure stärker für spätere Anwendungen und Geschäftsmodelle sensibilisiert oder befähigt werden. Auch zielgruppenspezifische Fachkommunikation soll anhand guter Praxisbeispiele dazu beitragen.

1.3 Vernetzung zwischen Forschung und Praxis verstärken

Das BMWK will die Vernetzung zwischen Forschung und Praxis verstärken. Die Forschungsnetzwerke Energie des BMWK bilden mit ihren mehreren tausend aktiven Mitgliedern und regelmäßigen Veranstaltungen ein etabliertes Forum für den fachlichen Austausch zwischen akademischer Forschung und der Praxis wie Unternehmen, Energieversorger, Kommunen und Planungsbüros. Um den Transfer anwendungsnaher Forschungsarbeiten in Betriebe besser zu unterstützen, werden die einschlägigen Industrie- und Handwerksvertretungen (Industrie- und Handelskammern, Handwerkstage der Bundesländer und Handwerkskammern) über die Inhalte der Netzwerkarbeit zielgerichtet informiert und eingebunden.

1.4 Alle gesellschaftlichen Potenziale nutzen

Damit Innovationen in der Praxis auch angenommen werden, müssen alle gesellschaftlichen Potenziale genutzt werden. So können Forschungsarbeiten und ihr späterer Transfer in die Anwendung davon profitieren, alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen stärker in Projekte einzubinden. Durch die frühe Einbindung Betroffener können lokale Gegebenheiten besser berücksichtigt werden und die Akzeptanz energiepolitischer Maßnahmen gesteigert werden. Auch die Einbindung von Frauen in Forschungsprojekte soll forciert werden.

 

Energieforschung soll zu einer größeren Innovationsdynamik beitragen. Zugleich muss die Zeitspanne bis zur Markteinführung von Projektergebnissen verkürzt werden, damit die Energiewende gelingt. Innovationsmanagement und Portfoliosteuerung mit Fokus auf unternehmerische Treiber sind hierfür wichtige Hebel. Durch die Förderung von Forschungsverbünden setzt das BMWK zudem auf eine Risikosteuerung und will damit Synergie- und Verwertungspotenziale besser ausschöpfen.

2.1 Verwertungsoptionen von Projektergebnissen laufend weiterentwickeln und die Konkretisierung unterstützen

In Verwertungsplänen von Forschungsprojekten stellen Verbundpartner ihre Grundannahmen vor, die den Vorhaben zugrunde liegen. Diese werden im Rahmen der Projektförderung systematisch ausgewertet und laufend überprüft. Dies ermöglicht in den Projektkonsortien ein verbessertes Innovationsmanagement. So können während der Projektlaufzeit und im Anschluss neue Geschäftschancen identifiziert, Marktstudien gefördert oder Kontakte zu Entwicklungs- und Marktpartnern vermittelt werden. Dadurch sollen Verwertungsoptionen laufend weiterentwickelt und eine Konkretisierung der Forschungsergebnisse unterstützt werden.

2.2 Prioritäre Technologiefelder in einer Portfoliostrategie mit einer diversifizierten Innovationspipeline adressieren

Prioritäre Technologiefelder sollen in Portfoliostrategien mit einer diversifizierten Innovationspipeline adressiert werden. Durch die zunehmende thematische Ausdifferenzierung der Energieforschung und den steigenden Effizienzdruck gewinnen Portfolioaspekte bei Förderentscheidungen an Bedeutung. Infolgedessen wird in der Projektförderung auf eine ausgewogene Mischung von Themen, Akteuren und Risiken geachtet, um Chancen auszuschöpfen. Ein Fokus der Forschungsförderung des BMWK liegt auf anwendungsnahen Projekten mit mittlerem bis hohem Technologiereifegrad (TRL). Indem vereinzelt auch frühphasige, besonders potenzialträchtige Projekte (mit niedrigem TRL) gefördert werden, entsteht eine Risikostreuung.

Der Forschungsbedarf in einem sich dynamisch verändernden Umfeld soll schneller und wirksamer adressiert werden. Daher entwickelt das BMWK die Prozesse und Formate der Forschungsförderung stetig weiter, damit diese agiler werden. Agilität bedeutet dabei innerhalb eines lernenden Förderprogramms kurze Umsetzungsfristen, eine hohe Reflexivität auf neue Erkenntnisse und eine hohe Flexibilität bei unvorhergesehenen Ereignissen und Anforderungen.

3.1 Prozesse und Formate der Projektförderung weiterentwickeln

Durch beschleunigte Antragsprozesse, kleinformatige, kurzlaufende Projekte und eine intensive, zielgerichtete Evaluation laufender Vorhaben sollen schnelle Lernschleifen entstehen. Kleinprojekte mit einem verschlankten Antragsprozess eignen sich besonders, um drängende Forschungsfragen und Förderbedarfe fokussiert in einem „Trial & Error“-Ansatz zu klären. Daher weitet das BMWK das Förderformat der Mikroprojekte und stärkt es. Zudem werden die Evaluation und das Monitoring laufender Projekte darauf ausgerichtet, Fortschritte zeitnah zu erfassen. Darüber hinaus will das BMWK Prozesse weiter vereinfachen und anpassen, um mehr kleine Unternehmen und Start-ups als Akteure zu gewinnen und ihnen den Zugang zur Energieforschungsförderung zu erleichtern.

3.2 Bewährte Projektförderpraxis um neue wettbewerbliche Formate und experimentelle Ansätze ergänzen

Das BMWK ergänzt die bewährte Projektförderpraxis um neue wettbewerbliche Formate und experimentelle Ansätze. In Wettbewerben konkurrieren etablierte und neue Forschungsakteure um ihre besten Ideen. Derartige Ansätze werden daher für bestimmte, fokussierte Fragestellungen initiiert. Experimentelle Ansätze sollen in der Energieforschung zudem dazu dienen, Forschungsergebnisse im realen Anwendungskontext zu erproben und die Sichtbarkeit guter Lösungen zu erhöhen. Dies geschieht im Rahmen von einzelnen Demonstrations- und Modellvorhaben, aber auch auf größerer Skala in systemisch angelegten Experimentierräumen mit längerfristigen transformatorischen Lernzielen.

3.3 Agile Projektförderung

Das zentrale Format des Energieforschungsprogramms ist die Projektförderung mit in der Regel über drei Jahre vorgeplanten Verbundprojekten. Die Prozessabläufe bieten den beteiligten Fördermittelnehmern Planungssicherheit. Zum Wesen der Forschung gehört aber auch der Erkenntnisfortschritt während der Projektlaufzeit und die Revision der Arbeitspläne im Einklang mit den Projektzielen. Bei unvorhersehbaren Entwicklungen können daher im Rahmen einer agilen Projektförderung auch ergänzende Projektteile oder fehlende Kompetenzträger an laufende Verbundprojekte angedockt werden.

Kompetenzaufbau und Innovationen bei den für die Klimaneutralität entscheidenden Schlüsseltechnologien und ein gesicherter Zugriff auf die gesamte Wertschöpfungskette sind wichtige Ziele der Energieforschungsförderung. Leitbild ist dabei das Erreichen einer umfassenden (europäischen) Technologiesouveränität. Zugleich bleibt in Bezug auf Exportpotenziale das Ziel einer Technologieführerschaft im Blick.

4.1 Deutsche Hersteller und Forschungskollaborationen mit europäischen Partnern fördern

Energieforschungsförderung erkennt und schließt Forschungslücken, damit deutsche Hersteller eine Technologieführerschaft von Schlüsseltechnologien aufbauen und absichern können. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Entwickeln von Fertigungs- und Produktionsverfahren. Durch die Fördermaßnahmen soll die Wirtschaft in Schlüsseltechnologien für die Energiewende unterstützt und die Akteursbasis verbreitert werden. Dazu unterstützt das BMWK im Rahmen des SET-Plan der EU-KOM Forschungskollaborationen mit europäischen Partnern, wenn dies Kompetenzen und Erfolgschancen von Projektverbünden stärkt.

4.2 Vollständige Wertschöpfungsketten des Energiesystems berücksichtigen

Beim Entwickeln von Schlüsseltechnologien berücksichtigt das BMWK die beim industriellen Einsatz wichtigen Bezüge zur gesamten Wertschöpfungskette. Dabei müssen industrieller Wertschöpfungsstufen ineinandergreifen. Zugleich muss sowohl die Balance von Zulieferern und Systemherstellern im Blick sein, als auch die vorgelagerte Rohstoffversorgung und die nachgelagerte Weiterverwendung, Aufarbeitung oder Entsorgung im Sinne einer Zirkulären Wirtschaft. Um das Energiesystem unabhängiger von internationalen Lieferquellen begrenzter Rohstoffe zu machen, fördert das BMWK insbesondere Technologieentwicklungen, die den Einsatz dieser Rohstoffe reduzieren oder vermeiden. Parallel sollen für rohstoffsensible Technologien Konzepte der Kreislaufwirtschaft entwickelt und erprobt werden.

4.3 Fertigung von Erneuerbare-Energie-Anlagen in Deutschland und Europa absichern

Essenzieller Treiber der Energiewende ist der schnelle Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung. Die Energieforschung hat daher das Ziel, die inländische industrielle Basis für das Herstellen der Erzeugungsanlagen technologisch zu unterstützen und die Parameter für Errichtung, Betrieb und Netzeinbindung der Anlagen zu verbessern. Eine starke Marktposition deutscher und europäischer Anlagenhersteller schafft gleichzeitig eine gute Ausgangsposition für Exportpotenziale und eine hohe Widerstandskraft gegenüber Veränderungen auf dem Weltmarkt.

Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung sollen für die Anwendung in der Praxis und für das Nachnutzen in Forschungs- und Entwicklungsprojekten besser verfügbar werden. Zudem sollen Zusammenhänge für die Gesellschaft verständlich aufbereitet werden und Akzeptanzhürden auf diese Weise abgebaut werden.

5.1 Anteil von Open-Access-Veröffentlichungen in den Förderprojekten erhöhen

Um die Transparenz und Akzeptanz von energie- und klimapolitischen Entscheidungen zu verbessern und um das das Verständnis komplexer Zusammenhänge und Auswirkungen in der Energiewende zu erhöhen, spielt Open Science eine Schlüsselrolle. In der Projektförderung soll diese daher durch das Umsetzen von Open-Science-Ansätzen als wissenschaftlicher Standard in der Forschung gestärkt werden. Dadurch werden Forschungsergebnisse für die Praxis und für den Einsatz in weiteren Forschungs- und Entwicklungsprojekten besser verfügbar. Die Publikation von Forschungsergebnissen soll möglichst gemäß Open-Access-Standards erfolgen.

5.2 Erhobene Daten aus Forschungsvorhaben Open Access und FAIR zur Verfügung stellen

Um Forschungsergebnissen besser nutzbar zu machen, soll sich der Umgang mit den in geförderten Vorhaben erhobenen Daten an den FAIR-Prinzipien orientieren (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable). Solange dem keine Geschäftsgeheimnisse oder andere Gründe entgegenstehen, sollen Forschungsdaten aus Förderprojekten Open Access und mit entsprechenden Lizenzen versehen veröffentlicht werden.

5.3 Anteil an geförderten Projekten mit Citizen Science oder Bürgerbeteiligung erhöhen

Um die Gesellschaft stärker in Forschungsergebnissen einzubeziehen, sollen Partizipationsformate und Citizen-Science-Ansätze im Sinne einer offenen Wissenschaftskultur erprobt werden. Dadurch können die gesellschaftliche Relevanz, Mitgestaltung und Akzeptanz von Energieforschung angeregt und heterogene Wissensquellen erschlossen werden. Dies gilt insbesondere für Reallabore der Energiewende, Demonstrationsvorhaben und Projekte zu Akzeptanzfragen und Nutzerverhalten im energiewirtschaftlichen Kontext.

Sprinterziele

Sprinterziele sind kurz- und mittelfristige Ziele, die innerhalb einer Forschungsmission erreicht werden sollen, um das Erreichen eines klimaneutralen und sicheren Energiesystems bis 2045 durch Energieforschung zu unterstützen.

  • Sprinterziel 1: Frauenanteil in Energieforschungsprojekten steigern
    Um alle Potenziale für die Energiewende zu nutzen, strebt das BMWK mit dem neuen Energieforschungsprogramm an, dass der Frauenanteil in Forschungsprojekten deutlich steigt. Bis 2030 soll er in allen Karrierestufen in der Gesamtmenge der geförderten Energieforschungsprojekte mindestens dem Anteil der Absolventinnen der MINT-Studiengänge entsprechen.
  • Sprinterziel 2: Reallabore der Energiewende fortführen
    Das strategische Förderformat Reallabore der Energiewende, dass das BMWK erstmal im 7. Energieforschungsprogramm eingeführt hat, wird fortgesetzt. Die Förderauswahl für neue Reallabore der Energiewende orientiert sich an den Missionen des Energieforschungsprogramms.
  • Sprinterziel 3: Agile und unbürokratische Förderformate unterstützen
    Das BMWK will agile und unbürokratische Förderformate (z.B. Mikro-Projekte) stärker in der Förderung der Energieforschung verankert. Daher wird das Ministerium ab 2024 den Anteil an Fördermitteln für Forschung und Entwicklung hierfür jährlich steigern, bis ein angemessenes Niveau erreicht ist. Dafür wird das BMWK das Format der Mikro-Projekte auf alle Bereiche der Energieforschung ausweiten.
  • Sprinterziel 4: Kooperation mit der SPRIND umsetzen
    Das BMWK will eine Kooperation mit der Bundesagentur für Springinnovationen, SPRIND, zu agilen Förderformaten umsetzen. Auf diese Weise will das Ministerium den Beitrag von Innovationen zur Energiewende schneller erhöhen. Die SPRIND fördert disruptive Technologien. Sie unterstützt das Erarbeiten und Weiterentwickeln von Forschungsideen, die das Potenzial zur Sprunginnovation haben.