Dass passende geologische Bedingungen für einen Aquiferspeicher vorliegen, hat das Geoforschungszentrum Potsdam bereits durch eine Erkundungsbohrung festgestellt. Hier sieht man Bauarbeiten dazu am Heizkraftwerk Berlin-Adlershof im Winter 2021. © GFZ / BTB
Dass passende geologische Bedingungen für einen Aquiferspeicher vorliegen, hat das Geoforschungszentrum Potsdam bereits durch eine Erkundungsbohrung festgestellt. Hier sieht man Bauarbeiten dazu am Heizkraftwerk Berlin-Adlershof im Winter 2021.

Neues Reallabor der Energiewende
Mehr klimafreundliche Wärme mit saisonalem Speicher

02.11.2023 | Aktualisiert am: 02.02.2024

Der Süd-Osten Berlins soll zukünftig vermehrt mit Fernwärme aus erneuerbarer Energie versorgt werden. Möglich macht dies ein 400 Meter tiefer Aquiferspeicher, der mit einem innovativen Wärmepumpensystem kombiniert wird. Das entsprechende Reallabor der Energiewende „GeoSpeicher Berlin“ ist kürzlich gestartet.

Momentan versorgt ein Fernwärmenetz die Wohn- und Gewerbequartiere im Berliner Südosten mit Wärme, die zu rund 60 Prozent aus erneuerbarer Energie stammt. Diese liefert das Holzheizkraftwerk Berlin-Neukölln, welches im Winter unter Volllast läuft. Gas- und Kohleheizkraftwerke sorgen für die restliche, benötigte Wärme. Deren Einsatz von fossilen Brennstoffen soll jetzt weiter reduziert werden.

Erneuerbare Wärme ersetzt Kohleenergie

In dem Vorhaben errichten die Projektpartner am Standort des Heizkraftwerks Berlin-Adlershof im Verbund mit dem Holzheizkraftwerk Berlin-Neukölln einen so genannten Aquiferspeicher. Ein Aquifer ist eine Sandschicht, deren poröse Struktur zu über 20 Prozent mit Wasser gefüllt ist. „Ein Viertel der Wärme, die momentan noch aus dem Steinkohleheizkraftwerk Berlin-Schöneweide stammt, kann mit dem Aquiferwärmespeicher im Winter eingespart und durch erneuerbare Energie aus dem Sommer ersetzt werden. Dadurch werden rund 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden und zusammen mit anderen Projekten kann der Kohleeinsatz beendet werden“, so Johannes Hinrichsen von der Berliner Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft (btb). Er leitet das jetzt gestartete Reallabor der Energiewende GeoSpeicher Berlin. Die btb führt das Projekt gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern vom Geoforschungszentrum Potsdam und der Technischen Universität Dresden durch. Bei Erfolg wird der GeoSpeicherBerlin mit einer Speicherkapazität von über 30 Gigawattstunden Deutschlands größter Wärmespeicher sein.

Auf dem Fachportal energiewendebauen.de stehen nähere Informationen zur Funktionsweise des Aquiferspeichers und dessen Kombination mit einem innovativen Wärmepumpensystem.

Umsetzung auch in anderen Quartieren möglich

Die Projektpartner errichten den saisonalen Hochtemperatur-Aquiferspeicher unter typischen geologischen Bedingungen Norddeutschlands. Von den hier gesammelten geothermischen Erkenntnissen können Stadtwerke, Fernwärmenetzbetreiber und Energieversorger in anderen Quartieren Norddeutschlands profitieren. Die anlagentechnischen Erkenntnisse zu Großwärmepumpen-Systemen können auf ganz Deutschland übertragen werden. Das Demonstrationsvorhaben schafft die Wissensbasis hierfür.

Reallabore der Energiewende bringen Innovationen in die Praxis

In den vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Reallaboren der Energiewende testen Expertenteams innovative Technologien in der Praxis und unter realen Bedingungen im industriellen Maßstab. Die in den Projekten gesammelten Erfahrungen können Fachleute anschließend nutzen, um den tiefgreifenden Umbau des Energiesystems in Deutschland entscheidend Richtung Klimaneutralität voranzubringen.

Hier finden Sie Informationen zu weiteren Reallaboren der Energiewende in den Bereichen „Energieoptimierte Quartiere“ sowie „Sektorkopplung und Wasserstofftechnologien“.